Der Startschuss ist gefallen! Am Freitag den 4. Mai wagte das Projekt Landinventur zum ersten Mal den Schritt in die Öffentlichkeit, um sich in kollektiver Raumbeobachtung zu üben und Ziele für das Projekt zu definieren. Auf dem Landurlaub Biohof in Diemitz, umringt von Pferdekoppeln, Ziegen und Schweinen, wurden die ersten Erkenntnisse und methodischen Ansätze für die Inventur einer Gruppe von rund 30 Expert*innen aus unterschiedlichen Bereichen vorgestellt.

So waren beispielsweise Forschende aus den Universitäten Mecklenburg-Vorpommerns oder Expert*Innen für Citizen Science vertreten, Landwissenschaftler*innen und Landwirte, Aktive aus lokalen Vereinen, Dorfbürgermeister*innen, Expert*innen für Kartierung und Verwaltungsangestellte.

Begonnen wurde mit der Vorstellung der Matrix der Narrative, einer deskriptiven Verbildlichung gängiger Erzählperspektiven über den ländlichen Raum. Anhand der Matrix wurde die stark unterrepräsentierte Darstellung des ländlichen Lebens auf statistisch-kleinmaßstäblicher Ebene deutlich: der Ausgangspunkt der Landinventur. Die geladenen Expert*innen ergänzten die Matrix durch eigene Sichtweisen auf ländliche Räume – wobei sich auch schon erste Beiträge im Bereich der neu zu erfassenden Ebene bewegten.

Nach dem Mittagessen ging es in Kleingruppen an eine erste Kartierung für Diemitz. Bei strahlendem Sonnenschein machten sich die Teilnehmenden auf, um passende Elemente zu finden, die Diemitz beschreiben können. Von der unterschiedlichen Ausprägung der Gartenzäune, über Gottesdienstzeiten, hin zu leerstehenden Immobilien und Zugängen zum See wurde alles erfasst.

Anschließend wurden die Ergebnisse im Plenum vorgestellt und deren Aussagekraft diskutiert. An der Frage „Wer wohnt eigentlich im Dorf?“ wurde schnell klar, dass die Antwort nicht einfach numerisch erfolgen kann. Ist die Meldestatistik eine verlässliche Quelle oder geht es darum, wie sehr sich eine Person in die Dorfgemeinschaft einbringt? Zählt man Menschen mit Zweitwohnsitz auch zu den Einwohner*innen und wie sieht es mit Berufspendler*innen aus? Ebenso haben wir wichtige Erkenntnisse über die praktische Durchführung der Inventur gewonnen: Etwa die Bedeutung der Tageszeit und des Wochentages der Erhebung, die die Ergebnisse der Inventur deutlich beeinflussen können.

Im Folgenden glich man die Beobachtungen der Expert*innen aus der Kartierung mit dem vom Projekt-Team vorbereiteten Katalog der Indizien ab, ergänzte diesen um neue Größen und speiste die erfassten Indizien in eine eigens für Diemitz erstellte Matrix ein. Dabei wurden grundsätzlich Unschärfen des Projektes thematisiert und vermeintliche Schärfen auf die Probe gestellt, die methodische Vorgehensweise hinterfragt und neu begründet. Die Frage nach der eigenen Rolle innerhalb des Projektes und der Rolle der Bürgerwissenschaftler*innen und deren Interessen wurde laut und gemeinsam mit den Expert*innen kritisch abgeklopft, womit letztendlich auch die Anforderungen und Ansprüche des Projektes Landinventur in der Diskussion geschärft werden konnten.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden, die mit uns die Landinventur auf den Weg gebracht haben – eure Bereitschaft, euer Interesse und euer wertvoller Input war eine große Bereicherung für uns! Wir freuen uns auf spannende Zeiten mit euch und noch mehr Interessierten, die Lust haben die Landinventur mit uns durchzuführen.

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