Stadt.

Land.

Zukunft

Das Thünen-Institut für Regionalentwicklung und das Büro studio amore untersuchten im Auftrag der ZEIT-Stiftung, wie ein gelingendes Verhältnis von Stadt und Land aussehen kann, welche Faktoren dafür eine Rolle spielen – und ob dieses Neue bereits sichtbar ist. Dafür schwärmten sie in alle Himmelsrichtungen in ganz Deutschland aus und besuchten Orte, Menschen und ihre Vorhaben.

Woraus sich Zukunft bauen lässt

Wer sich auf den Weg macht, die Zukunft von Regionen in komplexen Beziehungsgeflechten von Stadt und Land zu entdecken, dem tun sich neue Räume auf.
Eins steht fest: Es gibt nicht den einen richtigen Weg, wie Regionen in Deutschland ihre Zukunft selbst gestalten können. Sie müssen dafür ihre eigenen Stärken erkennen und Ressourcen heben, die bisher eher übersehen wurden.

Zukunft lässt sich bauen, wo Regionen ihre Stärken erkennen, spezifische Ressourcen heben und wo Menschen zusammenfinden, die andere mit einem gewissen Eigensinn und großer Überzeugungskraft auf die Reise mitnehmen können. Es kommt nicht darauf an, ob sie in einer innovativen Verwaltung, in Unternehmen oder Projekten wirken. Die Zukunft der Stadt-Land-Verhältnisse liegt weder in der kreativen Metropole auf der einen, noch dem Bullerbü oder der Leere auf der anderen Seite.

Raumtypen

Die Forscher*innen haben aus ihren Erkenntnissen heraus vier Raumkonstellationen zusammengetragen. Jede dieser erdachten Konstellationen, jeder „Raumtyp“ fokussiert eine regionale Ressource, die die Zukunftsfantasien der Menschen in den Regionen beflügelt. Das reicht vom grünen Wachstum (Globale Provinz), über ein Netzwerk von Infrastrukturen (multicodierte Regionen) von gedanklichen und realen Freiräumen (Schwärmerstädtchen) bis zur Landschaft (Resiliente Landschaften).

Die vier Raumtypen sind dabei nicht bestimmten Landstrichen zugeordnet. Doch lässt sich unschwer erkennen, wo die Forscher*innen ihre Vorbilder und Erkenntnisse gefunden haben. Zwei der Typen haben einen eher westdeutschen Schwerpunkt, zwei einen ostdeutschen. Doch egal ob im Norden, Osten, Westen oder Süden – überall haben die Gesprächspartner*innen über- raschend positiv auf ihre Region und ihre Zukunft geschaut.

Resiliente Landschaften

In den dünn besiedelten Regionen fernab der großen Städte, ist die Landschaft eine wertvolle Zukunftsressource. Was passiert, wenn wir sie mit anderen Augen wahrnehmen und gestalten?

Uta Berghöfer

Im mecklenburgischen Malchin
kommen bei moderierten Spaziergängen auch die Menschen miteinander ins Gespräch, die sich früher eher ungern zuhörten. Initiatorin Uta Berghöfer erzählt, wie man sich in der Region gemeinsam auf den Weg Richtung Zukunft macht.

Maria Wahle & Gunter Kramp

Das Ackersyndikat ist ein Verein, der dem spekulativen Markt Land und Höfe entziehen möchte. Die Flächen sollen stattdessen den Menschen gehören, die sie vor Ort nachhaltig und selbstorganisiert bewirtschaften. Gunter Kramp und Maria Wahle setzen sich gegen Bodenspekulation und für eine gemeinwohlorien- tierte Landwirtschaft ein.

Fabian Sievers

Fabian Sievers möchte den Trüffelanbau in seiner Heimat Alfeld in Niedersachsen kultivieren. Nicht nur für die Gaumen der Menschen, sondern auch für die Böden – und nicht zuletzt für die Identität einer ganzen Region.

Julia Nissen

„Dorfluencerin“ Julia Nissen alias Deichdeern könnte man fast schon als Landliebe-Rampensau bezeichnen. Auch ihre Begegnungsstätte Klönstedt fördert im Netz auf charmante Weise das Miteinander zwischen Stadt- und Landmenschen. Hier nimmt uns die Bürgermeisterin mit ins virtuelle Dorf.

Schwärmerstädtchen

Kleinstädte als Scharniere zwischen Stadt und Land boomen – solange
sie eine Anbindung an die Großstadt haben. Wie können hier neue Allianzen und Experimentierorte einer gemeinwohlorientierten Stadt- und Regionalentwicklung aufblühen?

Marco Beckendorf & Frederik Bewer

Wie gelingt „Neues Leben und Arbeiten im ländlichen Raum“? Wir sprachen mit Frederik Bewer, Bürgermeister von Angermünde, und Marco Beckendorf, Bürgermeister von Wiesenburg/Mark in Brandenburg.

Janosch Dietrich

Wie wollen wir leben, arbeiten und zugleich unsere Region beleben? Janosch Dietrich und Christian Skrodzki sind Netzwerker und entwickeln Konzepte für Arbeit und Urlaub auf dem Land. Ein Gespräch über Hürden und Chancen.

Frank Friedrich

Frank Friedrich besetzt in der Stadtverwaltung Bad Belzig in Brandenburg eine Stabsstelle im Bereich Digitalisierung. Seit der Wende hat er zahlreiche Gestaltungsprozesse angeschoben. Wie sich seine Heimat zuletzt entwickelt, ist für ihn eine Überraschung.

Milena Glimbovski

Berlin sollte greifbar bleiben, aber Milena Glimbovski wünschte sich mehr Ruhe und Grün. Über ein Jahr lang hat die Unternehmerin mit ihrer Familie mit Wohn- und Lebensformen experimen- tiert, fündig wurden sie schließlich in Eberswalde. Mehr als ein „Kompromiss“.

Marie Golücke

Die Künstlerin und Kulturmanagerin Marie Golüke veranstaltet in ihrem Heimatdorf das „Festival für Freunde“. Erst kam sie nur für den Sommer zurück. Anfang des Jahres ist sie dann ganz geblieben.

Globale Provinz

Die globale Provinz ist ein urbanes Land: Hidden Champions in den Dörfern und mit ihnen: Wohlstand, Wachstum und Sicherheit. Wie kann dieser wirtschaftliche Erfolg mit Nachhaltigkeit zusammengehen?

Norbert Bäuml

Norbert Bäuml ist Ingenieur und arbeitet im Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern. Mit einer Initiative der Bayerischen Verwaltung unterstützt er kreative und ideenreiche Menschen dabei, ihre nächsten Schritte in ihrem „HeimatUnternehmen“ zu gehen.

Anne und Patrick Dawah

In Roding im Osten Bayerns, knapp vor der tschechischen Grenze, leben Anne und Patrick Dawah – zusammen mit 12.000 Menschen aus 84 Nationen. Im Multikulti- Integrationsverein sind alle willkommen.

Michael Hetzer

Michael Hetzer ist Unternehmer und hat Visionen einer nachhaltigen Welt. 2016 hat er das Familienunternehmen elobau im Landkreis Ravensburg mit über 1000 Mitarbeiter*innen in eine Stiftung überführt. Als Angel-Investor setzt er seinen Schwer- punkt auf ökologische Landwirtschaft und klimafreundliche Technologien.

Anja Hirscher

Wie gelingt die sozial-ökologische Transformation? Und welche Rolle kann dabei die Kirche spielen? Anja Hirscher arbeitet bei K-Punkt Ländliche Entwicklung im Kloster Heiligkreuztal zwischen Ulm und dem Bodensee. „Wie ein Knotenpunkt vernetzen wir Akteur:innen aus Zivilgesell- schaft, Politik, Kirche und Wirtschaft.“

Christian Skrodzki

Wie wollen wir leben, arbeiten und zugleich unsere Region beleben? Janosch Dietrich und Christian Skrodzki sind Netzwerker und entwickeln Konzepte für Arbeit und Urlaub auf dem Land. Ein Gespräch über Hürden und Chancen.

Multicodierte Regionen

Multicodierte Regionen sind ein dichtes Netzwerk aus urbanen und ländlichen Räumen. Wie können aus dieser Dichte nachhaltige Infrastrukturen und ein neues „Wir“ entstehen?

Henning Austmann

Das Urbane umringt Flegessen,
Klein Süntel und Hasperde – und dennoch scheinen Hannover, Hameln und Hildesheim von dieser Dörfergemeinschaft weit weg. Die Einwohner werkeln an ihrer eigenen Zukunftsfähigkeit.

Bijan Kaffenberger

Bijan Kaffenberger nennt seinen Wahlkreis „Mini-Hessen“. Er sagt: Da ist alles drin. Der Landtagsabgeordnete bereist ihn mit dem ÖPNV. Und lernt ihn kennen wie kaum andere Politiker*innen.

Fabian Schrader

Einmal in den digitalen Raum und wieder zurück: In seiner Podcastreihe „Somewhere over the Hay Bale” lässt Fabian Schrader über queeres Leben auf dem Land erzählen. Hier spricht er darüber, warum das so wichtig ist.

Paul David Rollmann

Ein Örtchen in Südhessen holt die Metropolen zu sich und bringt die Provinz zu ihnen – Paul David Rollmann und eine Tasche voller Ideen für seine Heimat.

Andrea Jürges

Wir müssen reden – und machen. Wie soll aussehen, was uns umgibt? Andrea Jürges trägt Diskurse darüber in den öffentlichen Raum. Die Vizedirektorin des Deutschen Architekturmuseums über mehr Beteiligung, die Region als Netzwerk und über die Kunst des Kompromisses.

Transformative Praktiken

Zukunftsfähige Sozialität

Der Austausch mit Personen in unserer Nähe aber auch mit Menschen, mit denen wir gemein- same Themen teilen, ist für unser Wohlbefinden enorm wichtig. Es zeichnet sich ein Zukunftsbild, in welchem analoge Treffpunkte und auch digitale Medien eine wesentliche Rolle spielen.
Im digitalen Raum entstehen themenbezogene Verbindungen über Stadt-Land-Grenzen hinweg. Lokale Gemeinschaften treffen sich Anlassbezogen in sozialen Orten in der Nähe. Dabei zentral sind Personen, die den Austausch initiieren, begleiten und vernetzen.

Gemeinschaftliches Eigentum

Eigentum wird nicht mehr als alleinige Zuständigkeit und Befugnis verstanden, sondern in Gemeinschaft reflektiert und verantwortungs- voll – d.h. sozial und klimagerecht – gelebt.
Die gesellschaftliche und regionale Verankerung von Eigentum ist zentral, das Prinzip „Mitgestalten“ maßgeblich. Das Besitzen um das Besitzen willens wird abgelehnt und stattdessen wird geteilt, getauscht und die Chancen und Herausfor- derungen von Eigentum werden zusammen ausgelotet. Die Vereinzelung wird überwunden und das Prinzip der Allmende neu belebt.

Selber-Machen

Der Spaß am Selber-Machen verändert Stück für Stück die Dörfer; ihr Aussehen, aber auch die Organisationsformen und das Zusammenleben. Vor Ort wird das getan, was als wichtig empfunden wird, mit dem was man hat und dem was man kann. Projekte werden dabei meist in Zusammenarbeit von Kommunen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft durchgeführt. Das Verändert nicht nur die Entwicklung der Dörfer und Regionen, sondern auch den Alltag der Menschen – jede*r finden seinen individuellen Mix aus Erwerbs-, Subsistenz- und Arbeit für die Gemeinschaft.

Grenzüberwindende Diskurse

Der Austausch mit Personen in unserer Nähe aber auch mit Menschen, mit denen wir gemeinsame Themen teilen, ist für unser Wohlbefinden enorm wichtig. Es zeichnet sich ein Zukunftsbild, in welchem analoge Treffpunkte und auch digitale Medien eine wesentliche Rolle spielen.
Im digitalen Raum entstehen themenbezogene Verbindungen über Stadt-Land-Grenzen hinweg. Lokale Gemeinschaften treffen sich Anlass-bezo- gen in sozialen Orten in der Nähe. Dabei zentral sind Personen, die den Austausch initiieren, begleiten und vernetzen.

Transformationsverwaltung

Eigentum wird nicht mehr als alleinige Zuständigkeit und Befugnis verstanden, sondern in Gemeinschaft reflektiert und verantwortungs- voll – d.h. sozial und klimagerecht – gelebt.
Die gesellschaftliche und regionale Verankerung von Eigentum ist zentral, das Prinzip „Mitgestalten“ maßgeblich. Das Besitzen um das Besitzen willens wird abgelehnt und stattdessen wird geteilt, getauscht und die Chancen und Herausforderungen von Eigentum werden zusammen ausgelotet. Die Vereinzelung wird überwunden und das Prinzip der Allmende neu belebt.

Mehr erfahren

Ausstellung

Für das ÜBERLAND Festival in Görlitz vom 2. – 4. September 2022 haben wir die Studie in eine Ausstellung übersetzt. Hier werden Raumtypen, Transformationswege und Menschen mit ihren Projekten vorgestellt. Wir hoffen, dass die Ausstellung noch durch viele Stadt-Land-Räume in Deutschland wandern wird. 

Magazin

Die ZEIT-Stiftung hat ein Magazin zur Studie herausgegeben. Viele unserer Gesprächspartner*innen werden darin vorgestellt. Das Magazin wird bald in den ICEs der Deutschen Bahn ausliegen. 

Die Studie wurde finanziert von der Zeit Stiftung. 

Für das Thünen-Institut haben Andreas Willisch, Julia Senft, Anna Eckert und Judith Althaus mitgearbeitet. Für studio amore waren Eleonore Harmel, Mathias Burke, Leon Jank und Mascha Pfitzer im Team. 

Das Magazin wurde von Thomas Friemel (KOMBÜSE GmbH) redaktionell betreut. Die Texte zu den Raumtypen stammen von Elisabeth Hussendörfer, Roland Rödermund, Jan Rübel und Isabell Stettin.

Die Ausstellung wurde von Jan Lindenberg konzipiert, gestaltet und umgesetzt.

Die Grafik wurde von Sandra Riedel umgesetzt.

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