Seit September 2018 wird die Landinventur im Bereich Bürgerwissenschaften vom BMBF gefördert – (fast) am Ende dieser reichlich 2,5 Jahre ist es Zeit für ein Fazit und Ausblick.

Für uns war der Besuch der Landinventur am Arbeitssitz von Manuela Schwesig am Freitag, den 10. Januar einer der Höhepunkte und eine wichtige Wertschätzung de Projektes. Dr. Heiko Geue, der Chef der Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommerns, hatte uns nach Schwerin eingeladen. Vor unserer mobilen Forschungsstation haben wir Ihm und anderen Interessierten aus der Landesregierung die Landinventur vorgestellt und anschließend mit Nikolaus Voss (Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung), Dr. Stefan Rudolph (Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit) und Ina-Maria Ulbrich (Staatssekretärin im Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung) mehr als eine Stunde darüber diskutiert, wie die Leute in den Dörfern mithilfe der Landinventur ihr Dorf beschreiben und was die Landespolitik aus den Daten der Bürger lernen kann. Dass Leerstand kein großes Problem auf den Dörfern ist, hätte Herr Geue beispielsweise nicht gedacht. Ergebnis des Gesprächs war, dass die Landinventur helfen kann, Politik so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen und Herausforderungen der Menschen auf den Dörfern mehr entspricht. „Wir planen für die Entwicklung Mecklenburg-Vorpommerns bis 2030 einen großen Beteiligungsprozess, bei dem wir gern die Landinventur einsetzen würden.“, so der Chef der Staatskanzlei.

Damit sind wir gleich beim Ausblick. Das wichtigste: auch wenn die Förderung endet, wollen wir die Landinventur unbedingt weiterführen. Ein Weg den wir dabei beschreiten wollen, ist die Integration der Landinventur in andere Planungs- und Beteiligungsprozesse. Dazu sind wir gerade im Gespräch mit den Verantwortlichen für den oben genannten Beteiligungsprozess „Mein MV 2030“ und dem Team für den neuen Biosphärenreservatsplan Schaalsee. Auch die Kartierungsworkshops in den Gemeinden gehen weiter: am 5.3.2020 sind wir im Lassaner Winkel zu Gast und auch ein Termin für Rothen wird gerade gesucht. Über weitere Einladungen freuen wir uns nach wie vor.

Darüber hinaus planen wir ganz konkrete Updates unserer digitalen Plattform, die die Bedienung noch einfacher machen werden: eine neue Startseite, die Integration von kurzen Filmen, welche sowohl die Themenbereiche als auch den Prozess der Kartierung erläutern sowie die Möglichkeit, Links einzufügen (z.B. zur Webseite des Dorfes oder einem Verein).

Schon jetzt gibt es eine neue Funktionalität: das Dorfanalysetool. Damit können mehrere Dörfer ganz einfach miteinander verglichen werden. Auf der Karte können bereits inventarisierte Dörfer dem Vergleich hinzugefügt werden, der dann über das Symbol welches rechts oben auf der Karte erscheint, aufgerufen werden kann.

Ansonsten haben wir noch eine Liste an Ideen, die ganz sicher noch etwas weiter in der Zukunft liegen:

  • Die Landinventur auch auf Kleinstädte und große Dörfer ausweiten. Dafür braucht es auch neue (kollektive) Erhebungsmethoden.
  • Neue Themenbereiche zu bearbeiten: als eine der drängendsten großen Fragen unserer Zeit, wollen wir mehr über die Rolle von Dörfern im Klimawandel erfahren und die Themen Natur und Landschaft in die Erhebung einbeziehen.
  • Die räumliche Ausweitung: Wie können auch Dörfer im Rest Deutschlands oder sogar Europas Teil der Erhebung werden? Wie müssen wir dafür die Fragen und Antwortmöglichkeiten überarbeiten?
  • Ein Weiterbildungssystem für Dorfbotschafter*innen als Multiplikatoren des Projektes und der Themen Regional-/Dorfentwicklung, lokales Engagement und Beteiligungsprozesse

Diese Themen und vor allem die konkreten Themenbereiche Offene Daten, Wissenschaftskommunikation und wie die quantitative, sozialwissenschaftliche Auswertung der Daten gelingen kann, werden wir auf einem intensiven Arbeitsworkshop am 26.2.2020 mit einer Runde von Gästen aus Wissenschaft, Politik und Medien weiter diskutieren.

Also, wir haben noch viele Ideen und noch einiges an Arbeit vor uns und fangen lieber gleich damit an. Deswegen nur kurz der Blick zurück:

In den letzten zwei Jahren haben wir eine funktionierende digitale Plattform aufgesetzt, ein umfassendes Netzwerk von Menschen an der Entwicklung des Projektes beteiligt und die Bürgerwissenschaftler*innen haben mehr als 100 Dörfer in Mecklenburg-Vorpommern kartiert. Wir haben gezeigt, dass Bürgerwissenschaften auch im sozialwissenschaftlichen Bereich funktionieren, und Maßstäbe in der ko-produktiven Entwicklung des Projektes und damit der Weiterentwicklung der Bürgerwissenschaften als Methodik und Wissenschaftsverständnis gesetzt. Von vielen Seiten wurde uns bestätigt, dass die Landinventur eine Lücke füllt: nämlich die Vielfalt und Heterogenität ländlicher Räume zu analysieren und zu thematisieren. Auch die Daten zeigen: Viele gängige Vorurteile über ländliche Räume treffen nicht zu und es lassen sich auch in vermeintlich peripheren ländlichen Regionen positive Entwicklungstendenzen aufzeigen. Darauf sind wir schon jetzt ziemlich stolz 😉

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