Die Landinventur im Kontext der LEADER-Förderung

Inzwischen sind auch einige LEADER-Manager/innen auf die Landinventur aufmerksam geworden. LEADER ist ein Maßnahmenprogramm der Europäischen Union, mit dem modellhaft innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert werden. Lokale Aktionsgruppen erarbeiten vor Ort Entwicklungskonzepte. LEADER, ein englischsprachiges Apronym von französisch Liaison entre actions de développement de l’économie rurale heißt übersetzt „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Ziel ist es, die ländlichen Regionen Europas auf dem Weg zu einer eigenständigen Entwicklung zu unterstützen. Sie nutzen das Werkzeug gezielt als Beteiligungsinstrument im Zuge der Erarbeitung einer Strategie für die neue Förderphase. Der Gedanke dahinter ist, das Leben der Menschen nicht auf Basis von Statistiken abzubilden, sondern sie persönlich zu befragen, kleinteilig auf der Ebene der einzelnen Dörfer. Schließlich hat jedes Dorf seine eigenen Besonderheiten und Geschichten. Neben dem benötigten Datenmaterial ist die Motivation mit den Menschen in der Region ins Gespräch zu kommen: darüber was es gibt, was fehlt, welche Ideen und Wünsche die Menschen umtreiben. Zudem will man zunächst schauen, was vorhanden ist und nicht gleich fragen, was es braucht.

Die LEADER-Regionen im Delitzscher Land nördlich von Leipzig und in Bad Belzig im westlichen Brandenburg, haben das Landinventur-Mobil in ihre Regionen geholt. Gemeinsam mit dem Team der Landinventur ist man mehrere Tage lang, von Ort zu Ort gefahren und hat an zentralen Punkten Station gemacht. Gut sichtbar auf dem Dorfplatz, vor dem Vereinsheim oder beim alten Gasthaus wurde die Markise ausgekurbelt, ein Tapeziertisch aufgebaut, Stühle rundherum gestellt und ein großer Bildschirm für die Inventur aufgestellt.

Diese Art der aufsuchenden Beteiligung ist besonders niedrigschwellig und vermittelt den Bewohnenden der Dörfer eine besondere Wertschätzung. Man nimmt sich Zeit, kommt ins Gespräch, zählt, tauscht sich aus. Und wer einmal mit dem Zählen und Kartieren begonnen hat, kann so schnell nicht wieder aufhören. Viele geraten in eine Art »Flow« und wollen eifrig noch das Nachbardorf mitkartieren. Mancherorts entsteht sogar ein kleiner Wettbewerb, wer es schafft alles zu erfassen.

Zum abschließenden Auswertungsworkshop kamen schließlich viele, die sich zuvor an der Dateneingabe beteiligt hatten. Hier wurde zusammen diskutiert, wie das eigene Dorf im Jahr 2030 aussehen könnte. Im Zuge der Umsetzung der neuen LEADER-Entwicklungsstrategie sollen einzelne Ergebnisse des Workshops herausgegriffen und in der Region thematisiert werden.
Im Delitzscher Land sind insgesamt 5500 Datenpunkte zusammengekommen. Sie flossen in den Landinventur-Bericht (Abb. 8), in dem ein detailliertes Bild der LEADER-Region beschrieben wird. »Wir dachten, 50 Dörfer zu inventarisieren, aber jetzt haben wir 71 von 108«, so Matthias Taatz, Vorsitzender des Vereins Delitzscher Land. Besonders freut sich die LAG darüber, dass durch die Landinventur nicht nur die üblichen Engagierten, sondern auch ganz andere Menschen in der Region erreicht werden konnten.

Die Landinventur in Bad Belzig

Im vergangenen Juni war die Landinventur in den Dörfern um Bad Belzig unterwegs. Gemeinsam mit vielen engagierten Bewohner*innen konnten 18 der 20 Orts- und Gemeindeteile erfasst werden. Die Landinventur als Werkzeug, um kleinste Dörfer zu kartieren und auf einer öffentlich zugänglichen Landkarte sichtbar zu machen, unterstützt analoge Dorfwerkstätten und das gemeinsame Diskutieren über Antworten durch digitale Fragebögen.

Im Zuge einer großen Smart City Förderung werden in Bad Belzig derzeit unter anderem zwei Projekte vorangebracht: mit dem Planungsbüro LPG wird ein integriertes Stadtentwicklungskonzept und gemeinsam mit der Gemeinde Wiesenburg Mark und dem Projektbüro der Zukunftsschusterei eine umfassende Digitalstrategie erarbeitet. Beauftragt durch die Stadt Bad Belzig, war die Landinventur hier vor allem ein Rahmen für gemeinsame Gespräche zwischen der Stadtverwaltung und den Dorfbewohner*innen und Auftakt, um gemeinsam einen Weg zu finden, Dörfer besser in größere Entwicklungsstrategien einbinden zu können. Mehr Informationen und Ergebnisse findet ihr in unserer Präsentation.

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